Forni Avoltri - Lesachtal

Wolayersee-Passo Volaia

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Weltberühmte Geologie auf einem Blick

Entlang des grenzübergreifenden Geotrails Wolayersee durchwandern Sie eine versteinerte Welt flacher und tiefer Meere, die hier ihre Spuren in Form von Korallen, Seelilien, urzeitlichen Tintenfischen und Krebsen in teilweise farbenprächtigen Gesteinen hinterlassen hat. Aufgrund dieses direkten Nebeneinanders von Ablagerungen flacher Meere und der Tiefsee zählt das Wolayersee Gebiet zu den 100 wichtigsten geologischen Regionen der Welt.

Das Meer breitete sich hier vor rund 460 Millionen Jahren aus und bestand bis 320 Millionen Jahre vor heute. Dann folgte die stürmische Zeit der variszischen Gebirgsbildung: Einzelne Bereiche hoben sich aus dem Meer heraus, andere sanken ab, Gesteine wurden verschoben und übereinander gestapelt. Das Meer verschwand, und damit seine Bewohner. Von dieser Gebirgsbildung waren die gesamten Karnischen und Gailtaler Alpen betroffen. Nach ihrem Abklingen kehrte das Meer zurück. Von diesem sind aber im heutigen Wolayersee-Gebiet keine Ablagerungen zu finden.

Für dieses direkte Nebeneinander von Sedimenten flacher Meere und der Tiefsee ist das Wolayersee Gebiet weltberühmt.

 

Wegbeschreibung

Anfahrt: Über die B111 Gailtal Bundesstraße nach Birnbaum, abzweigen Richtung Nostra und weiter bis zur Hubertuskapelle oder über die B110 Plöckenpass Bundesstraße Richtung Plöckenpass, abzweigen Richtung Untere Valentinalm.

Parken: Hubertuskapelle, Ghf. Valentinalm.

Information

Schwierigkeit:
Kann teils schmal oder steil sein
Länge:
4,8 km
Unterschied:
480 m
Empfohlene Zeit:
Juni - September

Information

Der Geotrail Wolayersee selbst beansprucht nur circa 3 h, aber der lange Zustieg zum Startpunkt an der Wolayersee Hütte machen den Geotrail zu einer anspruchsvollen Tagestour. Es empfiehlt sich die Wanderung auf zwei Tage auszudehnen. Der Geotrail selbst folgt größtenteils den viel begangenen Wanderwegen Nr. 438 und 403, die Trittsicherheit verlangen, aber nicht im abschüssigen Gelände verlaufen.

ITALIEN
info@geoparcoalpicarniche.org
+39 0433 487726
Tolmezzo (UD) – ITALY

ÖSTERREICH
office@geopark-karnische-alpen.at
+43 (0) 4718 / 301- 17
A-9635 Dellach / Gail 65 – AUSTRIA

 

Benutzung der Karte

Die interaktive altimetrische Darstellung ermöglicht Ihnen, auf der geographischen Karte die Höhenvariationen der Strecke in ihrem Verlauf anzuzeigen. Wenn Sie sie von links nach rechts scrollen sehen Sie, in welcher Richtung die Strecke anzugehen ist.
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  1. 1Weltberühmte Geologie auf einem Blick

    Das vor uns liegende Wolayer Tal im Osten trennt zwei völlig verschiedene Gesteinswelten. Die hellen Kalke der Seewarte im Süden bildeten sich vor rund 400 Millionen Jahren in einem Flachmeer. Die bunteren Sandsteine, Schiefer und Kalke der Rauchkofelböden im Norden wurden zwischen 460 und 330 Millionen Jahren vor heute in tieferen Meeren abgelagert. Der heutige Abstand zwischen diesen zwei Gesteinswelten ist zu gering als durch Übergänge in den einstigen Entstehungsräumen erklärt werden zu können. Man schließt daraus, dass erst nahezu unvorstellbare Bewegungen die riesigen Gesteinspakete in ihre heutige Lage gebracht haben. Geologen sprechen von einer Störung. Für dieses direkte Nebeneinander von Sedimenten flacher Meere und der Tiefsee ist das Wolayersee Gebiet weltberühmt.

  2. 2Der Lambertenghi-Kamm

    Wenn man nach Norden schaut, sieht man den Lambertenghi-Kamm, den Grat westlich des Wolayerpasses am Fuße des Seekopfs. Der Grat zeigt das geologische Strukturmerkmal des Wolayersee Gebiets: Überschiebungen, eine Art von Störung. Entlang einer Störung werden Gesteine in Nachbarschaft gebracht, die ursprünglich nicht über- oder nebeneinander lagen. Am Lambertenghi-Kamm wurde eine sedimentäre Gesteinsabfolge aus dem tiefen Meer von einer älteren Flachwasserablagerung überschoben. Die Flachwassereinheit sedimentierte im Ordovizium vor ca. 460 Millionen Jahren, die Tiefseeeinheit im Karbon vor ca. 330 Millionen Jahren.

  3. 3Zeitengrenze – der Abschnitt RLF III

    Der Abschnitt RLF III ist ein rund zwanzig Meter hoher Felsvorsprung, der durch einen im Ersten Weltkrieg ausgehobenen Schützengraben markant hervortritt. Er befindet sich etwa hundert Meter südlich der Lambertenghi-Romanin-Hütte in der Nähe des Weges, der zum Seekopf führt. Die grauen Kalksteine, die westlich des Grabens anstehen, weisen keine offensichtlichen Unterschiede auf. Tatsächlich verläuft aber in ihnen die Grenze zwischen zwei geologischen Perioden: dem Silur und dem Devon. Diese Grenze wurde durch zahlreiche Untersuchungen mikroskopisch kleiner Fossilien und der Gesteinsabfolgen bestimmt.

  4. 4Eine komplizierte Struktur

    Der Wolayerpass, der Sattel, der die imposanten Kalksteinwände des Seekopfs im Westen von denen der Seewarte und der Kellerwand im Osten trennt, verdankt seinen Ursprung einer wichtigen tektonischen Störung. Eine Störung oder Verwerfung ist eine Bruchstelle im Gestein, entlang derer einzelne Gesteinsblöcke verschoben werden. Die Störung, die für den Wolayerpass verantwortlich ist, durchschneidet die ältesten Gesteine (Riffablagerungen) der Gegend von Norden nach Süden. Sie ist gekennzeichnet durch eine bedeutende vertikale Bewegung, aber auch durch eine relative horizontale Verschiebung, deren Länge auf etwa einen halben Kilometer geschätzt wird.

  5. 5Zeit der Riffe

    In der Devon-Zeit (420-360 Millionen Jahre vor heute) breitete sich in den zukünftigen Karnischen Alpen ein flaches warmes Meer mit Riffen aus. Zentrum der Riffe mit Riffkern und Lagune war die Umgebung des Wolayersees. Die Ablagerungen der Lagune bilden heute das Biegengebirge. Hohe Warte und Seewarte stellen den Riffkern dar, aufgebaut aus den Kalkgerüsten von Korallen, Seelilien, Schnecken, Muscheln oder Geradhörnen. Der Felsblock hier am Haltepunkt zeigt ein schönes Schneckenfossil. Im umliegenden Schutt findet man viele weitere fossile Reste der einstigen Riffbewohner.

  6. 6Der Wolayersee – im Zentrum der Meeresablagerungen

    Der Wolayersee entstand im Zuge der letzten Eiszeit, dem Würm-Glazial, das vor 115.000 Jahren begann. Der damalige Gletscher schürfte eine Mulde aus und überfloss den Wolayer Pass im Süden. Nach dem Rückzug des Eises vor ca. 10.000 Jahren füllte sich die Mulde mit Wasser zu einem bis zu 14 Meter tiefen See auf. Gespeist wird dieser See durch unterirdische Wasserzuflüsse aus dem umliegenden Hangschutt. Die maximale Wassertemperatur beträgt 14 °C.

  7. 7Im Kleinen liegt die Erkenntnis

    In der Felswand erkennt man bis fünf Zentimeter große schneckenähnliche Versteinerungen. Es sind ca. 370 Millionen Jahre alte Goniatiten, ausgestorbene Vorläufer der Ammoniten aus der Devon-Zeit. Geologisch viel bedeutsamer sind hier aber die mit freiem Auge nicht erkennbaren Kieferreste von Conodonten. Diese ausgestorbenen Meeresbewohner veränderten sich rasch und eignen sich deswegen hervorragend zur Altersbestimmung von Gesteinen. Trotz dieser Bedeutung war ihr Aussehen bis zum Fund eines vollständigen Tieres 1983 über mehr als 100 Jahre lang ein Rätsel. Erst aufgrund dieses Fundes weiß man, dass Conodonten ca. fünf Zentimeter lang waren und einem Aal ähnelten.

  8. 8Lebloses Gestein der Tiefsee

    An diesem Standort trifft man mit einem Alter von 330 Millionen Jahren auf die jüngsten Gesteine entlang des Geotrails. Die als Hochwipfel-Formation bezeichneten bräunlichen Gesteine links des Weges entstanden zu Beginn der weltweit wirkenden variszischen Gebirgsbildung. Dabei kam es zur Absenkung von Meeresbecken, in die von Flüssen Unmengen von Lockermaterial in Form von Trübeströmen eingetragen wurden. Dieses Tiefseemilieu war ungünstig für eine Fossilbildung, so dass die Tonschiefer, Sandsteine und Brekzien der Hochwipfel-Formation kaum Fossilien aufweisen. In Österreich stellt diese Formation die Hauptgesteinsgruppe der Karnischen Alpen östlich des Plöckenpasses dar. Westlich des Wolayersees kommt sie nur noch in Italien vor.

  9. 9„Tierische“ Blumen und andere umstrittene Lebewesen

    Dieser fossilreiche Kalkblock stammt aus der südlich gelegenen Kellerwand. In ihm dominieren 380 Millionen Jahre alte Seelilien (Crinoiden). Trotz ihres blumenähnlichen Aussehens handelt es sich um tierische Organismen. Mit einem Stiel mit Wurzeln verankerten sie sich im Meeresboden und am oberen Ende ragten Fangarme aus einer Krone. Fossil erhalten sind meist nur Teilstücke, hier vor allem Querschnitte der Krone und Stielglieder. Weiters erkennt man im Kalkblock versteinerte Einzelkorallen und ausgestorbene Stromatoporen. Letztere waren wichtige Riffbildner und zählen - nicht unumstritten - zu den Schwämmen.

  10. 10Die Wand der Superlative

    Die mächtige Kellerwand im Süden stellt mit der Hohen Warte (2.780 m) die höchste Erhebung der Karnischen Alpen dar. Hoch oben verbirgt sich in ihr der südlichste Gletscher Österreichs, das Eiskar. Die Kellerwand entstand über einen Zeitraum von etwa 30 Millionen Jahren im Devon. Der untere Teil ist deutlich geschichtet und wurde in einem offenen Meer in Tiefen von mehr Zehnermetern abgelagert.  Der darüber liegende massige Teil der Kellerwand lag einst sehr nahe am Riffkern. Die auffallende Verbiegung im Mittelteil der Wand geht auf tektonische Bewegungen zurück. Die typisch roten Findenig-Kalke des Rauchkofels im Norden sind riffferne Ablagerungen aus dem offenen Meer.

  11. 11Berge in Bewegung

    Wenn wir einen Blick zurückwerfen, lässt sich sehr gut erahnen, welche unvorstellbaren Kräfte in der Natur wirken. Die hellen ostseitigen Wolayer-Kalke setzen sich nicht über den Graben fort. Hier liegen die roten Kalke der Findenig-Formation. Der Gesteinsverband ist gestört, weil tektonische Prozesse die Gesteinspakete verschoben haben. Durch die Bewegung wurde das Gestein zerrüttet und damit erosionsanfälliger. Es kommt daher entlang von Störungen bevorzugt zur Bildung von Gräben oder Tälern. Das Gailtal selbst ist Teil der längsten Störungslinie der Alpen, der ca. 700 Kilometer langen Periadriatischen Störung.

  12. 12Zeugnis tieferer Meere

    Die Kalke der rotbraunen Kok-Formation sind Ablagerungen eines tieferen Flachmeers, das sich hier vor rund 430 Millionen Jahren ausbreitete. Sie zeigen schwarze Eisen-Mangan-Krusten und sind reich an Orthoceren (Geradhörnern), Vorläufern der Ammoniten. Ein völlig anderes Gestein findet man ca. 25 Meter weiter Richtung Südwest auf gleicher Höhe. Die schwarzen Bischofalm-Schiefer sind Quarzgesteine und Ablagerungen eines ruhigen Meeresbeckens. Der Quarz stammt von Radiolarien, winzigen Einzellern. Die geringe Strömung bedingte Sauerstoffarmut, weswegen anfallendes organisches Material nicht abgebaut wurde, sondern sich im Gestein als schwarzer Kohlenstoff anreicherte.

  13. 13Auf ältestem Gestein

    Am Standort trifft man auf die zwei ältesten Gesteine am Geotrail: die Himmelberg-Sandsteine und die Wolayer-Kalke. Beide kamen vor rund 450 Millionen Jahren im Ordovizium zur Ablagerung. Die grau-grünen Himmelberg-Sandsteine rund um den Standort sind küstennahe Flussablagerungen. Sie sind fossilarm und bestehe vorwiegend aus Quarz. Die markante graue Felsrippe im Süden besteht hingegen aus dem etwas jüngeren Wolayer-Kalk, eine fossilreichen Meeresablagerung. Aufgrund des Bewuchses mit der auffallend gelb-grünen Landkartenflechte, die nur auf den kalkfreien Gesteinen wächst, sind die Sandsteine leicht von den Kalken zu unterscheiden.
    Ungefähr 100 m vom Haltepunkt 13 in Richtung Südwest liegt im freien Gelände der Geopunkt 2. In diesem Laufgraben aus dem 1. Weltkrieg grenzen graue Wolayer-Kalke an rötliche Kok-Kalke. Erste sind 450 Millionen Jahre, zweitere 430 Millionen Jahre alt. Dazwischen fehlen Ablagerungen über einen Zeitraum von 20 Millionen Jahren. Diese Schichtlücke kann mi einer Hebung des Meeresboden erklärt worden. Der Kok-Kalk ist reich an Gerädhörnern. Im Wolayer-Kalk findet man kreisförmige Stiel- und Armglieder von Beutelstrahlern, ausgestorbene Verwandte der Seelilien. Charakteristisch für sie sind die beutelförmigen Kelche mit mosaikartig angeordneten Kalkplatten.

  14. 14Netzkalke – auffallende Strukturen

    Die Netzkalke der Findenig-Formation entstanden aus einem tonreichen Kalkschlamm, der sich im Devon vor rund 390 Millionen Jahren in Meerestiefen von über 100 Metern ablagerte. Er enthält vorwiegend Gehäuse und Skelette von mikroskopisch kleinen Organismen (Plankton). Im Gestein wechseln sich dunkelrote, tonreiche Partien mit hellroten, kalkdominierten Partien ab. Diese spezielle netzartige Struktur entsteht im Zuge der Verfestigung des Kalkschlamms, bei der die Ton- und Kalkteilchen separiert werden. Die rote Farbe geht auf das fein verteilte Eisenmineral Hämatit zurück.